Karl IV., römischer Kaiser und König von Böhmen, machte sich um den Ausbau zahlreicher monumentaler Bauten verdient, wobei sein Hauptaugenmerk dem St.-Veits-Dom auf der Prager Burg galt. Dieser Dom sollte ein Meisterwerk der Gotik werden - eine aus Stein gefertigte Verkörperung des Glaubens, Symbol Seiner königlichen Majestät, Sitz des Erzbischofs, Kultzentrum für die Schutzpatrone des Landes, Schauplatz feierlicher Krönungszeremonien, königliche und zugleich auch nationale Begräbnisstätte. Keine andere Kirche in\r\nEuropa vereinigte in sich so viele Funktionen. Das Projekt des ersten Baumeisters des Domes, Matthäus von Arras, kam schon zu seiner Zeit einem Bauwunder gleich. Die ihm gestellte Aufgabe - den Stil der südfranzösischen Dome auf Prag anzuwenden - passte er unauffällig seinen eigenen Vorstellungen sowie den hiesigen Traditionen an. Peter Parler, sein Nachfolger, ging bei seinem Herangehen an das vor ihm liegende Arbeitspensum recht eigenwillig, dabei genial und aus architektonischer Sicht auch riskant vor, sodass er in Konflikt zu den damals anerkannten baulichen Regeln geriet.\r\nKein Wunder also, dass noch im XXI. Jahrhundert dieser Dom im Herzen unserer Metropole, ursprünglich dem unbekannten sizilianischen Märtyrer Veit geweiht, den Betrachter mit seiner imposanten Vornehmheit sowohl aus der Ferne als auch aus der Nähe, aber auch mit seinem Inneren und Äußeren zu verblüffen vermag.\r\nDer Prager Dom ist weder der älteste, noch der baulich gewichtigste oder gar höchsten Dom in Europa. Seine Einmaligkeit ist in seiner umwerfenden Ausgewogenheit begründet. Die Gesamtlänge des Bauwerkes beträgt 124 Meter und die Breite des Transeptes erreicht imposante 60 Meter. Das Gewölbe erreicht eine Höhe von mehr als 33 Metern und der fast 100 Meter lange Südturm prägt sichtbar das charakteristische Panorama der Hauptstadt. Die heilige Domhalle vermag mehr als 8000 Personen zu fassen, die hier dem Wort Gottes lauschen können.\r\n